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Stagflation einfach erklärt

Veröffentlicht am 30. September 2022

Inflation ist uns allen inzwischen sicherlich ein Begriff: Steigende Preise für Produkte des täglichen Bedarf sind in den letzten Monaten nicht spurlos an uns vorbeigegangen. Aber was passiert eigentlich bei einer Stagflation? Was das genau ist, welche Auswirkungen sie hat und ob Deutschland in einer Stagflation steckt, erklären wir euch in diesem Artikel.

Was ist Stagflation? Eine Definition

Stagflation setzt sich aus den Worten Stagnation und Inflation zusammen. 

Stagnation bezieht sich auf eine Wirtschaftskrise, bei der das Wirtschaftswachstum gleich bleibt oder sich sogar verlangsamt. Dies kann zu geringerer Produktivität und mehr Arbeitslosigkeit führen. Dadurch haben wiederum Unternehmen und Menschen weniger Geld zur Verfügung, die Nachfrage und Investitionsbereitschaft sinken. Das Wirtschaftswachstum wird anhand des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gemessen.

Inflation auf der anderen Seite ist eine Erhöhung der Preise, die wiederum Kaufkraft und Wohlstand beeinträchtigt. Gründe dafür können eine erhöhte Nachfrage oder die Verknappung bestimmter Güter sein. Wenn die Preise steigen, ist mehr Geld im Umlauf und es kommt zur Geldentwertung. 

Wenn also die Wirtschaft stagniert und gleichzeitig die Preise steigen, bezeichnet man das als Stagflation.

Ursachen von Stagflation

Es gibt viele mögliche Faktoren, die zur Entstehung von Stagflation beitragen können. Dazu zählen steigende Lohnkosten oder höhere Kosten für Energie und Rohstoffe. Aber auch eine schwache Währung oder ein allgemein geringes Vertrauen in die Wirtschaft kann zu Stagflation führen. Meist werden diese Faktoren durch ein unerwartetes Ereignis ausgelöst, wie beispielsweise geopolitsche Spannungen oder Konflikte zwischen Staaten.

Ein bekanntes Beispiel für eine solche Situation ist der sogenannte Ölpreisschock, der sich in den 1970er Jahren ereignet hat. Die OPEC-Länder, die damals den Großteil des Weltölmarktes kontrollierten, beschlossen 1973 eine drastische Erhöhung der Preise für ihr Öl. Auslöser dafür war der Jom-Kippur-Krieg im Oktober 1973, der von Ägypten, Syrien und weiteren arabischen Staaten gegen Israel geführt wurde. Dabei stellten sich die USA und andere westliche Länder auf die Seite Israels, weshalb die arabischen Länder die Fördermenge reduzierten und sogar ein Ölembargo gegen die USA verhängten.

Die Erhöhung der Preise für das Öl führte wiederum zu einem Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise.Der Bedarf bei den Abnehmer-Länder blieb jedoch konstant. Dies setzte die Staaten und auch Unternehmen, die weiterhin den Rohstoff importieren mussten, unter Druck. Sie mussten die höheren Preise zahlen, was die Stagnation in diesen Ländern einleitete oder verschärfte. 

Die Erhöhung des Ölpreises hatte aber auch einen Einfluss auf die Preise allgemein, da die Kosten für Energie und andere Rohstoffe stiegen. Damit stiegen auch die Preise für Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs. Diese Inflation führte zudem zu einer Lohn-Preis-Spirale: Arbeitnehmer*innen forderten höheres Gehalt ein, was die Unternehmen zusätzlich unter Druck setzte. Unternehmen fingen an, Geld einzusparen: Stellen wurden abgebaut, Investitionen verschoben und unnötige Ausgaben vermieden. Dies hatte eine schrumpfenden Wirtschaft in den Rohstoff-abhängigen Ländern zur Folge.

Auswirkungen von Stagflation: Gibt es Gewinner*innen?

Die Auswirkungen von Stagflation können in verschiedenen Bereichen sehr unterschiedlich sein. Einige der wichtigsten ökonomischen Auswirkungen sind Folgende:

  • Unternehmen haben durch höhere Preise, höhere Kosten. Wenn es ihnen nicht gelingt, ihre Preise zu erhöhen, um ihre Kosten zu decken, führt dies zu schwachen Ergebnissen und setzt Unternehmen unter Druck. 

  • Verbraucher*innen sind meistens sowohl von der Stagnation als auch von der Inflation betroffen, da sie ihr Einkommen nicht erhöhen können, aber gleichzeitig mehr für Produkte und Dienstleistungen bezahlen müssen.

  • Der Staat kann und sollte Maßnahmen einleiten, um der Stagflation entgegenzuwirken (mehr dazu im nächsten Abschnitt)

Aber wer sind die Gewinner*innen einer Stagflation? Sogenannte defensive Unternehmen – Unternehmen, die Produkte anbieten, auf die wir nicht verzichten können – profitieren insofern bei einer Stagflation, als dass deren Aktien an Wert zunehmen. Andere Gewinner*innen sind alle, die eine Immobilien kaufen wollen, da Zinsen für Kredite in Zeiten von Stagflation relativ niedrig sind.

Lösungen für Stagflation

Für die Bekämpfung von Stagflation gibt es geldpolitische Maßnahmen und die Fiskalpolitik, jene Maßnahmen, die den Fiskus, also die Staatskasse, betreffen.

Zu den geldpolitischen Ansätzen gehören die Zinserhöhung oder die Geldmengensteuerung. Die Zinserhöhung kann die Inflation senken, indem sie Investitionen und Konsum einschränkt. Die Geldmengensteuerung kann eingesetzt werden, um die Inflation zu senken, indem die Geldmenge, die in Umlauf gebracht wird, reduziert wird. Allerdings können beide Strategien die Wirtschaft weiter schwächen, da sie eine kontraktive Wirkung auf die Nachfrage haben.

Fiskalpolitische Strategien wie Steuersenkungen oder öffentliche Investitionen können ebenfalls verwendet werden, um die Wirtschaft zu stimulieren. Steuersenkungen können dazu beitragen, dass mehr Geld im Umlauf ist, was zu einem Anstieg des Konsums und der Investitionen führt. Öffentliche Investitionen wie Infrastrukturprojekte oder staatliche Ausgaben für Bildung und Gesundheitswesen können ebenfalls die Wirtschaft stimulieren, indem sie mehr Arbeitsplätze schaffen und die Einkommen erhöhen. Allerdings können auch Steuersenkungen die Inflation weiter verschärfen und eine Erhöhung der Staatsausgaben kann zu einer Erhöhung des Haushaltsdefizits führen.

Stagflation in Deutschland

Die deutsche Wirtschaft befindet sich seit Ende 2020 in einer Stagnationsphase, die durch eine schwache Nachfrage, eine schwache Geschäftstätigkeit und ein geringes Wirtschaftswachstum gekennzeichnet ist. Die Hauptursache für die Stagnation waren die wirtschaftlichen Folgen der Covid-19 Pandemie und der Ukraine-Konflikt, wobei letzteres die Arbeitslosigkeit erhöhte und die Preise für Energie und Importe ansteigen ließ. Dies führte im letzten Jahr (2022) zusätzlich zu einer Inflation und Deutschland steckte damit in einer leichten Stagflation.

Um dem entgegenzuwirken, hat die Europäische Zentralbank (EZB) geldpolitische und fiskalpolitische Maßnahmen ergriffen: Anhebung des Leitzinses, Senkung des Referenzzinses, Förderung von Krediten und die Erhöhung der Staatsausgaben. Diese Maßnahmen dienen dazu, die Wirtschaft anzuregen und so eine Stagflation zu verhindern.

Für 2023 prognostiziert das arbeitgebernahe Institut ein Wachstum des BIPs von 0,25% und eine Inflationsrate von 6%. Damit würde sich Deutschland weiterhin in einer leichten Stagflation befinden.

Inflation, Stagflation, Deflation: Eine Abgrenzung

Stagflation unterscheidet sich von Inflation und Deflation in einigen wesentlichen Aspekten. Während Inflation die allgemeine Erhöhung der Preise aufgrund einer Erhöhung der Geldmenge darstellt, ist Stagflation das Ergebnis einer Kombination von hoher Inflation und einem stagnierenden oder schrumpfenden Wirtschaftswachstum. Deflation hingegen ist das Gegenteil von Inflation und zeigt einen allgemeinen Rückgang der Preise, der sich aufgrund einer Abnahme der Geldmenge oder einer schwachen Nachfrage entwickelt.

Im Gegensatz zu Inflation und Deflation ist die Stagflation das Ergebnis der Interaktion mehrerer Faktoren, wie z.B. einer unvorteilhaften Produktivität, einer schlechten Geldpolitik, einer Nachfrageschwäche oder mangelnder Wettbewerbsfähigkeit.

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