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Kassensturz: „Ich finde, dass Geld extrem ungerecht verteilt ist"

Veröffentlicht am 23. Januar 2024

Wie viel Geld er im Monat zur Verfügung hat, wie er seine Finanzen organisiert und wie er sich ermöglichen möchte, zwischendurch auch mal den Job zu pausieren, das erzählt Lukas im Kassensturz. 

Wie hoch ist dein monatliches Budget (netto)?

Ich arbeite in Teilzeit (30h die Woche) und mein Budget liegt bei 1850 Euro netto. Dazu kommt Weihnachts- und Urlaubsgeld in Höhe von je einem Monatsgehalt. Ich bekomme also, wie üblich in Österreich, 14 volle Gehälter im Jahr.

Wohnst du zur Miete oder im Eigenheim? 

Ich wohne mit meiner Freundin in einer Einzimmerwohnung, mit knapp 35 Quadratmetern zur Miete. Die Wohnung ist sehr zentral in Wien gelegen und wir sind überall sehr schnell. Ich habe weder Öffi-Ticket noch Auto oder Motorrad, sondern erledige fast alles mit dem Fahrrad. In meinem letzten Job hatte ich ein kostenloses Öffi-Ticket, welches ich aber fast nie benutzt habe. Mit dem Rad ist man einfach viel schneller, es ist gesünder, außerdem macht es Spaß!

Obwohl ich fast 100 Prozent im Home Office arbeite, bin ich wöchentlich im Schnitt sicher 3-4 Stunden mit dem Rad unterwegs.

Wie teilen sich deine monatlichen Ausgaben in Fixkosten und Freizeitkosten auf?

Meine Fixkosten teilen sich wie folgt auf: Ich bezahle die volle Miete für unsere Wohnung. Mit Strom, Heizung, Internet und Versicherung sind das 620 Euro im Monat. Meine Freundin zahlt dafür 580 Euro pro Monat auf unser gemeinsames Konto ein, von dem wir Lebensmittel kaufen, gemeinsam essen gehen oder andere gemeinsame Einkäufe erledigen (z.B. Baumarkt).

Zu den Wohnkosten kommen noch meine persönlichen Versicherungen. Ich habe eine Berufsunfähigkeitsversicherung für die ich 20 Euro pro Monat zahle, eine Haftpflicht für 6 Euro, eine Unfallversicherung für 13 Euro und einen Handyvertrag für 10 Euro. Hinzu kommen noch 15 Euro für Tomorrow Zero. Außerdem gehe ich seit einigen Monaten in Psychotherapie und alle paar Monate zur Psychiaterin, was in Österreich fast immer privat bezahlt werden muss. Dafür zahle ich im Schnitt so 350 € im Monat.

Ich gebe mir jeden Monat ein Budget von 300 Euro für Freizeitausgaben. Diese Kosten variieren immer sehr. Momentan gebe ich ca. 60 Euro für Sport aus, außerdem gehe ich öfter mal alleine essen, vor allem wenn ich mal im Büro bin. Dazu kommen noch diverse Abos, wie für ChatGPT für 22,50 Euro und Spotify für 11 Euro. Momentan habe ich auch Netflix für 13 Euro und ein Fußball-Abo für 12 Euro, wobei ich diese je nach Bedarf auch öfter mal kündige und wieder neu abonniere. Ansonsten sind die Ausgaben sehr verschieden, mal kommen z.B. Kosten für Behandlungen dazu, die die Krankenkasse nicht übernimmt, Kleidung, Technik, Kultur… Das variiert sehr stark, im Jahr 2023 habe ich z.B. nur 130 Euro für Kleidung ausgegeben, in anderen Jahren waren das auch schon mal 1000 Euro. 

Von dem 13. und 14. Gehalt gebe ich einen Teil in meinen Urlaubs-Pocket, wobei die Urlaubskosten auch sehr variieren. Dieses Jahr habe ich knapp 1000 Euro für Urlaube ausgegeben, letztes Jahr ca. 3.500 Euro. Aber im Schnitt plane ich so 1500 bis 2000 Euro pro Jahr für Urlaube ein. Bei meinen Reisen verzichte ich aufs Flugzeug, bei den Unterkünften habe ich eine Mischung aus Zelt, günstigeren Hotels oder Apartments, aber auch immer wieder luxuriöse Unterkünfte.

In den monatlichen Ausgaben nicht entahlten ist ein Puffer von rund 80 Euro aus seinem Budget, die Lukas nicht fest verplant hat.

Allgemein ist es mir wichtig nachhaltig einzukaufen, so kaufen wir Lebensmittel fast nur in Bio-Qualität und auch oft direkt im Bioladen. Kleidung kaufe ich zu ca. 80 Prozent fair und bio und zu 20 Prozent Second Hand. Technik kaufe ich mal gebraucht und mal neu, auch da ist mir aber Langlebigkeit wichtig, so kaufe ich z.B. ca. alle fünf bis sieben Jahre einen neuen Laptop und alle drei bis vier Jahre ein neues Handy.

Momentan spare ich jeden Monat 300 Euro, die ich auf einen Broker mit Zinsen lege und 80 Euro investiere ich in zwei ETF’s. Zusätzlich lege ich 50 Euro für meine Gesundheit zurück. Eigentlich wollte ich eine private Krankenversicherung abschließen, was aufgrund meiner psychischen Krankheiten nicht möglich war. Daher habe ich entschieden, dennoch etwas Geld zurückzulegen, das ich dann für eventuelle Behandlungen nutzen kann, die von der Kasse nicht abgedeckt sind. Wobei ich grundsätzlich erst das Geld von meinem Freizeitbudget nutze, gerade für kleinere Dinge wie eine Zahnreinigung. 

Zudem lege ich immer wieder, wenn ich gerade mehr Geld zur Verfügung habe, Geld für Dinge zurück, die ich in absehbarer Zeit brauche. So habe ich z.B. Pockets für ein neues Handy, Psychotherapie, ‚Do what you want‘ und Urlaub. So sichere ich mich auch ab, falls ich mal überraschend eine größere Ausgabe in einem Monat habe.

Wenn du dir die Aufteilung deiner Finanzen ansiehst – überrascht dich das oder überprüfst du deine Ausgaben und Einnahmen regelmäßig?

Überraschen tut mich das nicht, wobei es schon nochmal interessant war, es so genau aufzuschlüsseln. Sonst habe ich immer eher einen groben Überblick und weiß, dass ich überschlagen 700 Euro für Wohnen plus Versicherungen, 300 Euro für Freizeit, 400 Euro für Therapie, 380 Euro für Sparen und Investieren sowie 50 Euro für Gesundheitsthemen verwende. 

Wie organisierst du deine Finanzen, um den Überblick zu behalten?

Ich habe eine Excel-Tabelle erstellt, die mein Vermögen detailliert darstellt, aufgeschlüsselt nach den verschiedenen Konten und Investments. So kann ich stets überblicken, wie viel Geld ich investiert, gespart und insgesamt habe. Dabei lasse ich meine Rücklagen in den Pockets außer Acht, da dieses Geld vorgesehen ist, um es in absehbarer Zeit zu nutzen. Diese Tabelle halte ich einmal pro Monat up-to-date.

Was meine Konten für den Alltag angeht habe ich folgende Aufteilung: Ich habe ein Tomorrow-Konto, auf das mein Gehalt ein- und Fixkosten abgehen. Außerdem habe ich Pockets für Rücklagen, damit ich schnell Zugriff darauf habe, falls ich doch mal mehr Geld brauche. Zusätzlich habe ich eine Kreditkarte für meine Freizeitausgaben und einen Broker für ETF’s und Zinsen, für nicht investiertes Kapital.

Ich habe dieses Modell gewählt, da ich bei meiner Kreditkarte für jeden Einkauf Cashback in einer Kryptowährung bekomme. Außerdem ist es dadurch nochmal leichter, meine Freizeitkosten von anderen Ausgaben zu differenzieren.

Meine Großeltern und Eltern haben seit meiner Geburt jeden Monat 140 Euro in Fonds investiert. Dieses Geld ist über die Jahre auf knapp 100.000 Euro angewachsen.

Wie sorgst du für das Alter oder größere Wünsche vor?

Meine Großeltern und Eltern haben seit meiner Geburt jeden Monat 140 Euro in Fonds investiert. Dieses Geld ist über die Jahre auf knapp 100.000 Euro  angewachsen, wobei ich davon inzwischen etwa 20.000 Euro verkauft und in andere Dinge investiert habe. So bin ich ein Teil der Tomorrow Crowd und habe Genossenschaftsanteile an einem Regenwaldprojekt. Außerdem habe ich riskantere Investments wie Kryptowährungen und Einzelaktien. Zusätzlich habe ich noch Anteile an einem Immobilien Trust und Gold. 

Aufgrund meiner privilegiertem Situation, dank meiner Familie, sorge ich nicht speziell für größere Wünsche vor, da ich im Notfall einfach etwas von meinen Investments verkaufen kann. Dennoch ist es mir wichtig, umfangreiche Rücklagen zu bilden, da ich in Zukunft eigene Projekte realisieren, reisen und mich aktivistisch engagieren möchte. Um das alles in dem gewünschten Maße umzusetzen, plane ich, immer mal wieder für ein Jahr oder so meinen Job zu kündigen oder zu pausieren. Aber auch die Idee, in Zukunft vollständig in den Aktivismus, die Politik oder Selbstständigkeit zu gehen, ist durchaus vorhanden.

Für das Alter sorge ich nicht gesondert vor, da ich der Meinung bin, dass es etwas naiv ist zu glauben, dass die Gesellschaft relativ stabil bleibt. Ich nehme an, dass mein Leben später entweder von Krieg oder von mehr finanzieller Gerechtigkeit geprägt sein wird, in beiden Fällen wäre eine klassische Altersvorsorge oder der Besitz von Immobilien nutzlos. Aber auch hier befinde ich mich in einer privilegierten Lage, denn sollte ich mich irren, werde ich voraussichtlich mehrere Immobilien erben.

Was ist dir beim Thema Geld besonders wichtig oder treibt dich besonders um?

Für mich ist Geld ein Mittel zur Unabhängigkeit vom jetzigen System. Das ist auch der Grund, wieso ich Teile meines Vermögens riskant investiere, in der Hoffnung, eine noch größere finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen. Denn finanzielle Unabhängigkeit gibt mir mehr Zeit für eigene Projekte und dafür, an Lösungen für die aktuelle Probleme zu arbeiten. Ich bin überzeugt davon, dass eine Gesellschaft ganz ohne Geld eine deutlich bessere wäre.

Wobei das natürlich auch etwas ist, was man sicher hinterfragen kann und ich hinterfrage meinen Weg auch laufend selber, denn letztendlich muss man natürlich nicht reich sein, um etwas zu verändern. Trotzdem würde ich sagen, dass am Ende des Tages Geld nunmal die Welt regiert und genauso macht es mehr Geld zu haben leichter, daran etwas zu ändern – auch wenn das durchaus paradox sein mag.

Ein erster Schritt wäre für mich z.B. ein Grundeinkommen, welches denke ich einen extrem großen Impact auf unsere Wirtschaft und Gesellschaft hätte. Und um nochmal zum Thema Altersvorsorge zurückzukommen, das Thema wäre mit einem Grundeinkommen meiner Meinung nach dann auch erledigt.

Ich finde zudem, dass Geld extrem ungerecht verteilt ist und wir uns in eine Richtung bewegen sollten, in der jeder das Gleiche verdient, sodass die Gehaltsunterschiede minimal sind. Als Softwareentwickler verdiene ich beispielsweise mehr als ein Postbote mit jahrelanger Berufserfahrung, obwohl dessen Arbeit genauso notwendig und körperlich anspruchsvoller ist – etwas, das ich aus eigener Erfahrung sagen kann. Das Problem ist, dass wir Berufe tendenziell nach der vermeintlich erforderlichen Intelligenz entlohnen, was meiner Meinung nach sehr problematisch ist, da es impliziert, dass weniger intelligente Menschen in unserer Gesellschaft weniger wert sind. Natürlich erfordert Softwareentwicklung viel Vorwissen und kann nicht infach zwischendurch für zwei Wochen ausgeübt werden, wie es bei anderer Arbeit eventuell möglich wäre, aber das bedeutet nicht, dass der Job als Softwareentwickler anspruchsvoller ist. Eigentlich sollte das keine Rolle spielen, denn jeder Beruf (außer vielleicht Investmentbanker ) ist wichtig für unsere Gesellschaft, und deshalb sollte jede Person auch das gleiche verdienen.

Was hättest du gerne schon früher über das Thema Geld und Finanzen gewusst?

Vielleicht, wie schlecht unser Sozialsystem ist. Ich bin bis vor ein bis zwei Jahren davon ausgegangen, dass Menschen die arbeitsunfähig sind, automatisch vom Staat sowas wie eine Berufsunfähigkeitsrente bekommen, die die Grundkosten abdeckt. Also so 1000 bis 1500 Euro pro Monat. Und, dass eine Berufsunfähigkeitsversicherung eher ein Extra ist, um sich zusätzlichen Luxus leisten zu können. Dadurch habe ich verschlafen, mich um meine eigene BU zu kümmern. Meine Eltern haben zwar für mich eine abgeschlossen als ich noch Schüler war, allerdings zu sehr schlechten Konditionen und nur mit 500 Euro Absicherung. Denn jetzt würde ich sie gerne erhöhen, weiß aber nicht, ob das durch meine Vorerkrankungen möglich sein wird.

Zudem denke ich, dass das Finanzsystem extrem komplex ist. Doch wenn es darum geht zu beurteilen, ob unser aktuelles System "gut" oder "schlecht" ist, dann ist die Komplexität vielleicht gar nicht so entscheidend. Vielmehr geht es darum, was das System mit uns Menschen macht und ob das gut für uns ist. Wissenschaftlich betrachtet ist die Annahme, Geld sei eine logische Folge des Handels, sehr wahrscheinlich falsch. Geld ist ein soziales Konstrukt. Der Mensch ist eigentlich darauf ausgerichtet, Geschenke zu machen und Gefallen zu erwidern. Dies lässt sich in kleinen Gruppen, wie sie unsere Vorfahren kannten, sicherlich leichter umsetzen als in einer Welt mit mehreren Milliarden Menschen. Dennoch sollten wir nach Wegen suchen, die menschliche Natur zu bewahren. Gerade mit Hilfe von KI und Digitalisierung ist es heute besser möglich denn je, Lösungen zu finden und global umzusetzen. Ich glaube, wenn mehr Menschen dieses Verständnis von Geld hätten und es nicht als einzige Option für eine funktionierende Gesellschaft sehen würden, wäre es auch viel leichter, sich davon zu lösen.

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Zum letzten Kassensturz mit Maria geht es hier entlang.