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10 Fragen über Morgen, an … Oğuz Yılmaz

Veröffentlicht am 6. September 2020

Es gibt so viele Themen, die wir angehen müssen, wenn wir ein gutes Morgen für uns alle erreichen wollen. Welche das für ihn ganz persönlich sind, wo wir dabei gerade stehen und was sich bewegen muss, um endlich voran zu kommen, das haben wir Oğuz Yılmaz, Digital-Berater und Mitgründer des Künstler*innen- Managements Yilmaz Hummel, gefragt.

1. Was sind für dich derzeit die drei drängendsten ökologischen und/oder gesellschaftlichen Themen – und warum?

„Soziale Gerechtigkeit, strukturelle Diskriminierung, wozu ich auch Gewalt zähle, und Umweltschutz sind meiner Meinung nach die drei wichtigsten und drängendsten gesamtgesellschaftlichen Themen und Herausforderungen. Diese drei Themenbereiche sind sehr komplex und miteinander verwoben. Die Themen sind so drängend, weil es nicht möglich ist, dass alle Menschen gerecht behandelt werden und friedlich sowie unversehrt auf dieser Erde leben können, wenn es so bleibt, wie es gerade ist. Gerade auch in Hinblick auf den Umweltschutz und das Klima – uns läuft die Zeit davon, buchstäblich. Wir müssen uns konstant fragen: In welcher Welt wollen wir leben? Wir alle müssen unsere Lebensweise dafür ändern und das wird nicht immer bequem sein, aber was ist die Alternative?“

2. Wann hast du dich das erste Mal damit auseinandergesetzt und wie hat da dein Denken und/oder Handeln verändert?

„Die Auseinandersetzung mit den oben genannten Themen kam schleichend über die Jahre. Ich glaube, grob fing es damit an, dass ich angefangen haben mich vegan zu ernähren und mich vermehrt über die Thema Tier- und Umweltschutz informiert habe. Mit der Zeit bin ich immer mehr Aktivist*innen und Journalist*innen gefolgt und habe viel gelesen, Podcasts gehört, mit verschiedenen Menschen gesprochen und habe gemerkt, dass diese Themen alle miteinander verbunden sind. Dann habe ich irgendwann beschlossen, dass ich mich auch in meiner Arbeit mit den Themen befassen und meinen Beitrag leisten möchte. Ich habe die richtigen Kontakte, hab genug Reichweite, da wäre es schon sehr schade, wenn ich absolut gar nichts machen würde.“

3. Was muss sich politisch und/oder gesellschaftlich ändern, damit wir bei diesen Themen endlich vorankommen?

„Wenn man sich die Gesellschaft als einen Tisch oder ein Esszimmer vorstellt, ist es so, dass einige wenige schon immer am großen Tisch sitzen und essen, die allermeisten jedoch sitzen auf dem Boden; so beschreibt es auch der Sozialwissenschaftler Aladin El-Mafaalani. Ich führe dieses Bild gerne etwas weiter: der Tisch steht nicht nur für die Gesellschaft, sondern die Menschen, die Entscheidungen fällen, Chefredakteur*innen, DAX-Vorstände und so weiter. Es kommen zwar immer mehr Schwarze Menschen und People of Colour an den Tisch und nehmen Platz, diskutieren und essen mit – aber es steht niemand von denjenigen auf, die schon immer dort sitzen.

Ich möchte, dass entweder ein so großer Tisch existiert, dass wirklich alle(!) daran Platz finden oder, dass diejenigen aufstehen, die jetzt lang genug die Plätze allein für sich in Beschlag genommen haben. Ich möchte, dass wir neue Wege gehen und Menschen mit innovativen Ideen zu Wort kommen lassen. Ich möchte, dass wir mehr Geld in Bildung investieren und Menschen die Chance bieten, am Tisch zu sitzen, denen diese Chance sonst verwehrt bleibt. Ich möchte, dass wir Heterogenität wertschätzen lernen und sehen, dass wir ein Problem besser lösen können, wenn wir es aus so vielen Perspektiven wie möglich am Tisch betrachten und beleuchten. Ich möchte, dass mehr sonst marginalisierte Menschen, zum Beispiel migrantische Menschen, be_hinderte Menschen, queere Menschen usw. am Tisch sitzen und mitentscheiden.”

4. Was trägst du selbst dazu bei?

„Ich versuche, mit unserem Management meinen Beitrag für eine gerechtere und bessere Welt zu leisten. Wir sagen vielen (großen) Firmen: ,Nein, mit euch arbeiten wir nicht zusammen’ und unterstützen lieber kleinere Unternehmen mit echter Nachhaltigkeitsstrategie, so weit es uns eben möglich ist. Das ist jeden Tag ein Spagat und es ist nicht leicht, die Balance zu finden, aber irgendwie klappt das schon – ich habe Vertrauen. Ich versuche außerdem, selbst laut zu sein und Dinge anzusprechen, die mich stören oder die man verbessern sollte. Ich unterstütze Aktivist*innen und Journalist*innen mit allen mir möglichen Mitteln. Ich probiere, meinen Einfluss und die Kontakte, die ich habe, zu mobilisieren, um gute Projekte und Menschen zu supporten und miteinander zu vernetzen.”

5. Wenn du für einen Tag Finanzminister*in wärst, was würdest du tun?

„Ehrlich gesagt: Keine Ahnung, ich wäre extrem überfordert, weil ich keine Ahnung davon hab. Natürlich würde ich wohl schauen, dass die Millionär*innen und Milliardär*innen in Deutschland gefälligst ihre Steuern anständig zahlen und jedes verdammte Schlupfloch gestopft wird, aber dann kommt sicher wieder jemand um die Ecke, der meint, dass das ja nicht gehe und die armen reichen Menschen ,schon genug Steuern zahlen’ würden. Ich würde mir außerdem viel viel mehr Geld für Bildung wünschen; dass man wirklich mal zu jedem einzelnen Menschen in Deutschland sagen kann: ,Du kannst wirklich alles werden, was du willst.’ - und das nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis.”

6. Wer inspiriert dich, wenn es darum geht, positive Veränderung zu schaffen – und warum?

„Puh, mir fällt es ziemlich schwer, Vorbilder und Menschen zu finden, die mich inspirieren. Ich finde es zwar gut, was Greta Thunberg macht, was Luisa Neubauer und Fridays for Future machen, aber es gibt auch immer genug zu meckern. Ich pick’ mir da eher von vielen verschiedenen Einflüssen hier und da was raus; noch ein bisschen was von Margarete Stokowski, eine Prise Samira El Ouassil, einen Schuss Tupoka Ogette und ein Esslöffel von meiner Frau Sarah, fertig.“

7. Wenn ich mir die Zukunft vorstelle, sehe ich …

„… verschwommen. Ich halte nichts davon, zu euphorisch zu sein oder den Teufel an die Wand zu malen. Ich gebe mein Bestes dafür, dass die Zukunft grün und lebendig ist, dass es so vielen Menschen wie möglich auf der ganzen Welt gut geht, dass es natürlich auch mir selbst gut geht; aber ich bin mir einfach nicht sicher, ob oder wann das so sein wird. Lieber anpacken statt ewig darüber zu philosophieren, wie etwas aussehen könnte, denn das weiß keine einzige Person auf unserer Welt. Das ist nicht so meins.”

8. Worauf willst du persönlich gerne zurückblicken können, wenn du älter bist?

„Das Mindeste ist für mich, dass ich zurückblicken kann und mich nicht schämen muss. Es gibt auf jeden Fall viele Menschen, die sicher Sachen mit mehr Impact gemacht haben und dafür geehrt und gewürdigt werden, aber ich will, zumindest nicht wissentlich und aktiv, dazu beigetragen haben, dass diese Welt schnell(er) kaputt geht.“

9. Eine Sache, die mir immer wieder Mut macht, ist…

… dass v.a. ,die Jungen’ – da ich jetzt langsam zu ,den Alten’ gehöre – aktiv sind und nicht mehr alles einfach hinnehmen. Das gefällt mir, weil ich dieses ,Das macht man schon immer so’ hasse. Das spornt mich an. Aber natürlich müssen sich ,die Jungen’ auch beweisen, ob da noch mehr ist als ein paar kritische Tik Tok-Videos oder witzige Tweets.”

10. Welchen Tipp hast du für alle, die Veränderung anstoßen wollen, aber nicht wissen, wo sie anfangen können?

„Genau zuhören. Es wird ja nicht erwartet, dass alle zu Aktivist*innen werden und ihr ganzes Leben den Themen widmen, aber wenn es ja bereits Menschen gibt, die das jeden Tag machen, sollte man diese in ihrer Mission und ihrem Tun unterstützen. Es gibt so viele Menschen, die kostenlos Bildungsarbeit in den verschiedensten Themen leisten – diese Angebote kann man annehmen und durch Weiterverbreitung und Interaktion unterstützen. Und wer einen Euro übrig hat, kann an die richtigen Projekte und Menschen spenden.”